„Nach der Session ist vor der Session“, sagt Raphael Alberts, Vizepräsident des Carnevals Clubs Castrop-Schwerin (CCCS). Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für den Auftakt am 11.11.
Raphael Alberts lebt für den Verein; der Karneval erfüllt sein Leben. Das gilt auch für seine Frau Jennifer, ihres Zeichens Schriftführerin. Und auch die anderen Anwesenden stimmen zu. „Wir sind eine große Familie; wir sind füreinander da, besprechen alles miteinander, reden über niemanden hinter seinem Rücken.“ Das kommt mit so viel Überzeugung; da gibt es keinen Impuls für Skepsis oder Nachfragen. Die Mitglieder scheinen rundum zufrieden zu sein, wenn sie zusammen sind und die nächste Session, neue Tänze oder Änderungen am Internet- oder Instagram-Auftritt planen.
Heute treffen sich das Ehepaar Alberts, die Ehrenpräsidentin Cornelia Straßmann, die seit 1969 Vereinsmitglied ist, die Solomariechen Lisa und Anastasia (beide 19 Jahre jung) und die Gardetänzerin Fenja Ernst im befreundeten Kleingartenverein. Für unseren Fototermin tragen die Mariechen sogar die Gardeuniform. (Sie zu tragen ist außerhalb der Session eigentliche streng verboten, verfügt der Bund Deutscher Karneval. Genauso wie das Tragen von Orden und Kappen. Aber heute ist eine Ausnahme.)
Mitgliederzahl verfünffacht
Insgesamt gibt es rund 90 Tänzerinnen und Tänzer im CCCS – in einem Dutzend Gruppen: Von den „Minis“ (3–5 Jahre) über die Juniorengarde und das Damenballett bis zum lustigen Männerballett. Trainiert wird „hart und gerne“. Die beachtlich hohe Zahl tanzbegeisterter Vereins-Mitglieder entspricht der hohen Mitgliederzahl allgemein. 200 Menschen bilden den CCCS. Vor Corona waren es gerade noch 40. „Danach haben sie uns die Tür eingerannt“, erinnert sich die Ehrenpräsidentin Cornelia Straßmann. „Alle wollten Gemeinschaft, gemeinsames Erleben, reden, singen, Austausch, Freude, das war schon beachtlich. Sie alle wollten wieder live etwas tun und nicht nur die Realität streamen.“ Auch die Solomariechen Lisa und Anastasia haben für Mitgliederzuwachs gesorgt.
Sie haben ihre Freunde rekrutiert, die jetzt bei Auftritten die Technik betreuen. Moderne 19-jährige Tanzmariechen stehen eben nicht für „angestaubten Karnevals-Klüngel“, sondern für coolen Showtanz. Sie sind alles andere als spießig, so, wie der CCCS als ältester und größter Karnevalsclub Castrop-Rauxels überhaupt immer mit der Zeit gegangen ist.
Live-Erlebnis Lampenfieber
Am „Live-Erlebnis“ Karnevalsverein kennen die Tänzerinnen neben Freude und Freundschaft aber auch „extremes Lampenfieber“ und die Kraft, dieses zu überwinden. „Wenn man mal den Tanz vergisst, muss man eben improvisieren, live auf der Bühne reagieren können.“ Ein echter Karnevalist, ist das ganze Jahr über mit dem Karneval beschäftigt. „Mit den Planungen für die nächste Session fangen wir schon am Aschermittwoch an und sammeln Ideen“, sagt Vizepräsident Raphael Alberts. Auf der Homepage läuft ein Countdown und zeigt an, wie viele Monate, Wochen, Tage, Minuten und Sekunden noch vergehen bis zum 11.11. um 11:11 Uhr, dem traditionellen Beginn der Karnevalssession, den die Castroper Karnevalisten am darauffolgenden Wochenende vereinsintern feiern und sich gegenseitig alle fertig eingeübten Tänze vorführen.
Dann: Weiberfastnacht mit Rathaussturm, Rosenmontag mit einer Fußgruppe beim Recklinghäuser Rosenmontagsumzug und Besuch von einigen Altenheimen; Veilchendienstag Karnevalsumzug in Olfen; Galaabend und Kinderkarneval in der Europahalle mit 500 bzw. 1200 Besuchern, tränenreicher Aschermittwoch, traditionelles Fischessen und im Sommer drei Tage Präsenz auf dem Ickerner Sommerfest. Karneval ist eben das pralle Leben.
CCCS Rot-Weiß 1959 e. V.
cccs-rot-weiss.de
Karnevalsgesellschaft Rote Funken
Castrop-Rauxel 1997 e. V.
rote-funken-castrop.de