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Ein Museum für Hildegard Knef

Ein Museum für Hildegard Knef

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Peter Hesse

Kleider, Kunstdrucke oder Konfirmationslöffel – Annette Kleinhans sammelt seit vielen Jahren Unikate, die mit Hildegard Knef zu tun haben.

Drunter sind sogar Hüte aus ihrem persönlichen Besitz und ein paar weiße Handschuhe, die sie von Marlene Dietrich geschenkt bekommen hat. Auf 70 Quadratmetern hat sie an der Bahnhofstraße in Castrop-Rauxel etwa 3.000 Unikate ausgestellt. Ob Autogrammkarten, Filmplakate oder Schallplatten – das Leben der mehrfach begabten Hildegard Knef ist so umfangreich, dass es lohnt, sich auch 21 Jahre nach ihrem Tod noch mit ihr zu beschäftigen. Sie schrieb acht Bücher, drehte 27 Filme und schrieb an der Seite von diversen Komponisten Songtexte zu rund 50 Langspielplatten.

Im Jahr 2025 wäre der 100. Geburtstag der Knef, auch Annette Kleinhans will da natürlich mitfeiern: „Mein Wunsch wäre, mal etwas in Berlin zu machen, aber ich kann natürlich nicht versprechen, ob das klappt“, sagt die 56-jährige Museumsmacherin. Über die Extrabreit-Version „Für mich soll es rote Rosen regnen“ wurde Annette Kleinhans zur Knef-Verehrerin. „Ich habe mich viele Jahre schon mit ihrer Musik beschäftigt. Über ihre Bücher habe ich dann versucht in Kontakt mit Zeitzeugen aufzunehmen, die mir dann auch Sachen aus ihrem persönlichen Besitz zur Verfügung gestellt haben.“

Ein Künstlerleben

Hildegard Knef wird im Jahr 1925 in Ulm geboren, als sie zwei Jahre alt wird, zieht sie mit ihrer Mutter nach Berlin, wo Großvater Karl Gröhn lebt. „Ich glaube, dass ihr Großvater neben ihrer Tochter Christina die wichtigsten Menschen waren – auch wenn die Beziehungen nicht leicht waren“, erklärt die Sammlerin. Denn Karl Gröhn nimmt sich kurz nach Kriegsende im Juni 1945 im Alter von 79 Jahren das Leben. Hildegard Knef schreibt die Geschichte ihres Großvaters auf. Dieses Ereignis stellt sie in ihrem
Erfolgsroman „Der geschenkte Gaul“ ganz nach vorne. Hildegard Knef ist leider nicht mit einer guten Gesundheit gesegnet – im Laufe ihres Lebens muss sie etwa 60 Operationen über sich ergehen lassen. 1973 wird ihr die Gebärmutter und Teile des Darms entfernt, die Knef hält die Schmerzen nicht aus und wird abhängig vom Schmerzmittel Morphium. „Ihre Tochter Christina hat als kleines Kind zu oft die Suchtanfälle ihrer Mutter mitbekommen. Sie hat sich daher von dem großen Schatten ihrer Mutter gelöst. Ich habe probiert sie zu kontaktieren, aber es kam bedauerlicherweise nichts zurück“, erklärt Annette Kleinhans. An einer Stelle im Museum hängt ein Bild der mondänen Knef-Villa im Berliner Grunewald – es ist ein scharfer Wink des Schicksals, dass in diesem Haus heute eine Drogen-Entzugsklinik untergebracht ist.

Musik ist Trumpf

Andere Kontakte waren da hilfreicher; über René Koch etwa, den ehemaligen Garderobiere der Knef, kam das Museum in Castrop an mehrere Bühnenkleider der Grande Dame – dabei ein zweiteiliger Hosenanzug, der vom Münchner Modedesigner Rudolph Moshammer für die Knef geschneidert wurde. „Hilde hat auf großem Fuß gelebt; sie hat oft den falschen Leuten vertraut und ist deswegen finanziell oft auf die Nase gefallen. Sie konnte mit Geld einfach nicht umgehen“, erklärt die Museumsmacherin über das nicht immer glückliche Leben der großen Bühnenkünstlerin, die dreimal in ihrem Leben komplett bankrott war. In ihrem so unterschiedlichen Wirken als Schauspielerin, Malerin, Songtexterin und Literatur-Autorin hebt Frau Kleinhans vor allem das Werk der Musikerin Knef heraus: „Vor allem die die Phase, wo sie mit dem großen Orchester von Kurt Edelhagen aufgetreten ist – die gefällt mir eigentlich am besten.“ Musik ist also die große Trumpfkarte im facettenreichen Leben des deutschen Weltstars vergangener Tage. Wer neugierig geworden ist: Jeden ersten und dritten Freitag im Monat hat das HildegardKnef-Museum geöffnet – nach Vereinbarung.

Info
Hildegard-Knef-Museum

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