Familienleben ist nicht immer leicht. Die Stadt Castrop-Rauxel bietet Unterstützung in vielen Lebenslagen. Familie Schulz* hat „Hilfen zur Erziehung“ erhalten.
Thorsten und Sandra Schulz* haben als Familie schwierige Zeiten hinter sich. Ein Tiefpunkt war 2022, kurz nach Abebben der Corona-Pandemie, erreicht. „Mein Mann hat wegen Firmeninsolvenz seinen Job verloren, und ich bin immer wieder mit unserer Ältesten aneinandergeraten“, erinnert sich die heute 38-Jährige. Oft waren es die Hausaufgaben, an denen sich der Streit entzündete. „Sie konnte sich nicht konzentrieren, hat immer wieder was anderes gemacht.“ Auch in der Schule fiel die damals Sechsjährige auf. Schließlich schaltete sich das Jugendamt ein, sah sogar eine Gefährdungslage. „Wir haben für die Familie schließlich eine so- zialpädagogische Familienhilfe bewilligt“, sagt Michael Zemsky, Leiter des Bereich Jugend und Familie bei der Stadt Castrop-Rauxel. Zweimal pro Woche kommt seitdem ein Mitarbeiter des Trägers Junikum für eine Stunde in die Familie, bespricht die Woche, organisiert Termine und begleitet die Familie bei diesen. Zusätzlich ging die Tochter zeitweilig einmal wöchentlich nach- mittags in eine Tagesgruppe. Rund 730 sogenannte Hilfeplanverfahren betreut das Jugendamt jährlich (Stand 2023; jüngere Daten liegen noch nicht vor), wobei einige wie Familie Schulz, hier mit mehreren beantragten Hilfen eingehen. Die Zahl der Hilfebedürftigen liegt also etwas niedriger. Bei etwa einem Dutzend Fälle pro Jahr ist auch zumindest zeit- weise eine Inobhutnahme der Kinder wegen Gefährdung des Kindeswohls nötig. Diese Kinder werden dann vorübergehend oder – wenn nötig – auch langfristig in stationären Einrichtungen oder Pflegefamilien untergebracht. „Das kann schon mal eine Herausforderung sein“, räumt Bereichsleiter Zemsky ein, da Einrichtungsplätze und Pflegefamilien knapp sind. „Aber bisher ist es uns immer gelungen.“
Jederzeit Hilfe in Notsituationen
Jedes Kind und jeder Jugendliche könne sich an die Mitarbeiter der Abteilung „Hilfen zur Erziehung“ wenden und um Hilfe bitten. Eine Beratung sei auch anonym möglich. Kinder und Jugendliche in akuten Notsituationen können sich auch außerhalb der üblichen Bürozeiten und an den Wochenenden an eine Rufbereitschaft wenden, die über die Polizei erreichbar ist. Damit es möglichst gar nicht erst zu derartigen Notsituationen kommt, bietet die Stadt schon werdenden Eltern „Frühe Hilfe“ an. Dazu zählen Willkommensbesuche mit Informationen rund um Geburt und später Kinderbetreuung, Familienhebammen, Eltern- Kind-Gruppen sowie Baby- und Alleinerziehenden-Cafés. Im Verantwortungsbereich von Michael Zemsky und seinen 40 Mitarbeitern liegen außerdem die Eingliederungshilfe für Kinder mitseelischer Behinderung, die Trennungs- und Scheidungsberatung, die Jugendhilfe bei Strafverfahren, der schon genannte Pflegekinderdienst und die Betreuung und Vormundschaft unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Familie Schulz hat mit den Hilfen zur Erziehung wieder in die Bahn gefunden: Nach einem regelrechten Ärztemarathon fällt Mitte 2024 eine Diagnose bei der Tochter: ADHS. „Sie bekommt seitdem Medikamente, und es klappt alles deutlich besser“, freut sich Sandra. Auch Thorstens Situation hat sich verbessert. Er hat wieder eine feste Stelle als Kranführer bekommen. Auf die Hilfe von außen wollen beide aber vorläufig noch nicht verzichten. Bis auf Weiteres kommt nach wie vor zweimal wöchentlich ein Junikum-Mitarbeiter vorbei.
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