Einmal im Jahr organisieren die Rapper Doc und Jay unweit der Rüttgers-Werke mit ihrer Band ihr Festival „Rock am Raum“. Auch beruflich nutzt Doc die Musik, um Jugendliche von der „schiefen Bahn“ fernzuhalten.
Der Garagenhof duckt sich vor den stählernen „Orgelpfeifen“ der Rüttgers-Werke. Vor dieser Ruhrpott-Kulisse proben „Kingz auf der Stage“ nicht nur Tür an Tür ungestört mit anderen Bands, sie veranstalten dort am 10. August auch bereits zum siebten Mal ihr Festival „Rock am Raum“. Fünf Metal- und Hip-Hop-Bands aus dem Umkreis spielen hier bei freiem Eintritt vor etwa 100 Musikfans. „Von Musikern für Musiker“ ist das Prinzip dieses Szene-Events, das die Battle-Rapper aus eigener Tasche finanzieren. „Ich liebe Auftritte – für uns und für andere.“
Dave ist als Doc eine bekennende „Rampensau“, allerdings nur auf der Bühne. Seine drei Töchter hat der studierte Sozialarbeiter auch schon mit Hip-Hop infiziert: Beim vorletzten „Rock am Raum“ waren die damals Drei- und die Sechsjährige als Vorband mit einem eigenen Song dabei. „Über Hunde und Katzen“, erinnert sich der stolze Papa lachend. Mit Schlagzeug und Gitarre für die Kleinen im Partykeller hat er den Grundstock für eine musikalische Laufbahn zumindest schon gelegt. Seine eigenen Texte zum Sound aus Rock und Hip-Hop schreibt Dave „überall und nirgends. Als Battle-Rapper geht es den Vokalisten Dave und Denis (Jay) darum, Luft abzulassen. „Nach dem Motto: Wir sind die Besten“, bringt es Dave, der „nicht singen kann“ (Zitat Dave) auf einen einfachen Nenner: Es ist eine Kunstform. Man darf die Aussagen und Inhalte nicht auf die Goldwaage legen.
Lyrische Verarbeitung
Hip-Hop begeisterte den heute 40-Jährigen schon als Jugendlichen. In der sechsten Klasse hat er erste Texte geschrieben, als Ventil für seinen Ärger: „Ich hatte Stubenarrest und habe das Gefangensein in den eigenen Wänden lyrisch ausgelebt.“ Mit 18 lernte er Denis kennen. Erste gemeinsame Auftritte in verschiedenen Bandformationen folgten. Seit einem Jahr treten sie als Doc und Jay mit Gitarrist Manni, Bassist Maik, Drummer Maxi und DJ Frank als „Kingz auf der Stage“ auf kleinen Rockfestivals und in Szenekneipen im Umkreis auf.
Ein Leben ohne Musik ist für Dave unvorstellbar. Zum Glück lässt Ehefrau Bine ihm seine Freiheit für die Leidenschaft. Jeden Freitag probt er mit seiner Band an der Von-Hoffmann-Straße, mischt neue Texte ab. Insgesamt haben „Kingz auf der Stage“ sechs aktuelle Songs, die sie in Kurzform auch beim Sparkassen Clubraum Contest performten: Bad Religion, Onkel Pascha, Pott und weitere. „Meine Texte bekommt die Band meistens zuallerletzt, weil ich zu viel zu tun habe.“
Hip-Hop als berufliches Instrument
Dave betreut seit Jahren im Auftrag des Jugendamtes problembehaftete Familien, arbeitet mit Eltern und Kindern. Nach Erzieher-Ausbildung und dem Studium Soziale Arbeit hatte der Familienhelfer zehn Jahre als Schulsozialarbeiter an einer Gesamtschule und einem Berufskolleg gearbeitet. Dank seiner Hobbys Rap und Kickboxen findet Dave schnell einen Draht zu den Jugendlichen. „Sie öffnen sich leichter.“ Manche melden sich noch Jahre später und erzählen von Führerschein, Ausbildung, erster Wohnung. „Dann freue ich mich riesig, dass sie es trotz aller Probleme geschafft haben.“
Auch beruflich bietet er in Rap-Workshops Jugendlichen einen Weg, Wut, Ärger, Frust rauszulassen – zu jedem Thema. „So können sie auf künstlerisch-spielerische Art ihre Gedanken sortieren und verarbeiten.“ Und jede Menge Spaß haben so wie „Kingz auf der Stage“ bei ihren Proben und ihrem Event „Rock am Raum“.