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Über den Wolken

Über den Wolken

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Dr. Felicitas Bonk

Der Traum vom Fliegen – beim Luftsportclub Castrop- Rauxel e. V. ist er zum Greifen nah. Der Verein freut sich sogar über Nachwuchs.

Blitzschnell strafft sich das dünne Seil der Seilwinde, nach wenigen Meter hat das Segelflugzeug seine Startgeschwindigkeit von 100 km/h erreicht, und schon geht es steil hinauf in die Luft über dem Flugplatz Borkenberge. Für Martin, Nikolaj und Mats vom Luftsportclub Castrop-Rauxel e. V. (LSCCR) ist das immer wieder ein besonderer Moment. Denn alle drei befinden sich noch ganz am Anfang ihrer Flugkarriere.
„Klar ist man erstmal aufgeregt, weil man die ganze Technik auch verstehen muss. Aber es ist einfach ein super Gefühl, durch die Luft zu gleiten“, sagt Nikolaj Feuerer. Der 16-Jährige befindet sich momentan im ersten von insgesamt drei Ausbildungsabschnitten, die man für die Lizenz zum Segelflugzeugführer durchlaufen muss.

Eine Leidenschaft, die verbindet

Neben einigen sehr wichtigen Stunden Theorie gehört die Praxis von Anfang an zum Flugschein dazu, wie Fluglehrer Dietmar Bagus erklärt. „Bevor jemand bei uns im Verein das Segelfliegen lernt, empfehlen wir immer erst einmal ein paar Schnupperstunden. Dabei fliegt man ein paar Mal mit einem der beiden Lehrer aus unserem Verein und kann schauen, ob das Hobby wirklich zu einem passt. Dann folgen der Vereinseintritt und die verpflichtende Meldung beim Landesverband, damit der Flugschüler auch entsprechend versichert ist. Erst danach kann die Aus- bildung beginnen“, sagt er.

Auch der 17-jährige Mats Möller hat dieses Procedere vor drei Jahren durchlaufen und ist bald fertig mit seinem Schein. Hat er einen Flugauftrag vom Fluglehrer bekommen, darf er mittlerweile schon allein fliegen. „Vor dem ersten Alleinflug war ich sehr aufgeregt, aber es hat alles toll geklappt. Für mich ist das Segelfliegen eine große Chance, um den Einstieg in die Fliegerei zu schaffen. Mein Traum wäre es, Berufspilot zu werden. Aber erst einmal mache ich in Ruhe die Lizenz zum Segelflugzeugführer fertig“, erzählt er.
Nie zu alt Um Segelfliegen zu lernen, muss man übrigens kein Jugendlicher wie Mats oder Nikolaj sein – wie Flugschüler Martin Knipfer beweist.

Er hat seine Liebe zum Fliegen mit 73 Jahren wiederentdeckt und den Entschluss gefasst, endlich seinen Flugschein zu machen. Alter sei für ihn absolut kein Grund, etwas im Leben, für das er so viel Freude empfinde, nicht zu tun. „Tatsächlich ist das Alter eher zweitrangig. Worauf es ankommt, wenn man Segelfliegen lernen möchte, sind eine gute körperlich Fitness, eine gute Auffassungsgabe, gute Gesundheit und – ganz wichtig – ausreichend Zeit“, weiß Frank Kuhfittig, der ebenfalls seit vielen Jahren beim LSCCR aktiv ist und bei der Betreuung der Flugschüler hilft.

Segelfliegen als Sport für alle

Mats, Martin und Nikolaj sind allerdings drei von wenigen Schülern, die der Verein momentan hat. Denn wie vielen anderen Vereinen fehlt auch dem LSCCR der Nachwuchs. Hinzu kommt, dass der Verein immer wieder gegen das Klischee des Elitesports ankämpfen muss. Doch der LSC hat eine attraktive Strategie. „Wir arbeiten mit einer Art Flatrate, die für alle Vereinsmitglieder gilt. So können wir es Flugschülern ermöglichen, für einen Beitrag von ca. 100 Euro im Monat die Ausbildung inklusive Flugstunden zu absolvieren. Fluganfänger können übrigens meistens nach zwei bis drei Jahren und erfolgreicher theoretischer sowie praktischer Prüfung ihren Pilotenschein in den Händen halten“, sagt Dietmar Bagus.


Dass es beim LSCCR überhaupt nicht elitär ist, zeigt sich spätestens beim ersten Besuch am Platz. Die familiäre Atmosphäre und die Gelassenheit aller auf dem Flugfeld lassen sofort eine echte Wohlfühlatmosphäre aufkommen. Offen, herzlich und mit viel Verständnis für Fragen heißen die Vereinsmitglieder jeden Fluginteressierten mehr als herzlich willkommen. Oder wie Frank Kuhfittig sagt: „Jederzeit einfach anrufen, vorbeischauen und mitfliegen.“

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